LevelUp Punchline: Die Master Chief Collection

Herzlich Willkommen zu unserer neuen LevelUp Kolumne “Punchline”. Hier möchten wir in Zukunft die Möglichkeit nutzen, über kontroverse Themen der Gameswelt zu diskutieren – Und zwar immer aus verschiedenen Perspektiven. Es gibt immer mehr als nur “diese eine Meinung” und so werden hier zukünftig immer mindestens 2 Gamer ihre unterschiedlichen Meinungen zu einem Thema niederschreiben. Nicht nur gewollt sondern auch ausdrücklich erwünscht ist eure Interaktion: Habt ihr ein Thema, über das ihr gerne eurer Meinung loswerden wollt? Dann scheut nicht davor zurück, diese Meinung auf unserer Facebook Seite zu veröffentlichen. Und vielleicht wird schon in der nächsten Ausgabe von LevelUp Punchline euer Text zu einem bestimmten Thema inkl. einer Gegenmeinung genau hier, in der “Punchline”, veröffentlicht. Gefällt euch diese Kolumne oder ihr wollt mitdiskutieren? Dann schreibt einen Kommentar in die Kommentarspalte oder hinterlasst uns dort einfach ein Feedback – Wir freuen uns drauf!

Das Thema heute: Der mindestens 15 GB große D1-Patch der Master Chief Collection.

Sebastians Meinung:

Am 11.11.2014 ist es soweit. Während vielerorts in Deutschland die Narrenzeit beginnt, erscheint auf der Xbox One das für Fans der Konsole wohl in diesem Jahr meist erwartete Stück Software – Die Rede ist von der Master Chief Collection, kurz MCC. Und ohne Zweifel kann sich zumindest auf dem Papier das dort gebotene überaus sehen lassen. Nicht weniger als die Teil 1 bis 4 der bekannten wie beliebten Halo Serie nebst über 100 Multiplayerkarten befinden sich auf der Disc – Die Teile 1 und 2 wurden grafisch komplett überarbeitet und erstrahlen nun erstmals wie auch die Karten im Multiplayer in HD. Außerdem erhalten Vorbesteller einen Zugang zur Beta von Halo 5 im kommenden Jahr sowie der Live Action Serie Halo: Nightfall. Das perfekte Paket also für alle Anhänger des Master Chief und die, die bisher Teile oder Halo im Gesamten verpasst haben.

Und dennoch war lange Zeit mein Plan, spätestens am 11.11. nicht zum Pad zu greifen und so meinen geschätzten Kollegen im Multiplayer nicht beweisen zu können, wer der wahre Master Chief ist und die Sammlung ganz einfach zu boykottieren. Und das liegt keinesfalls am gleichzeitig startenden Karneval – Ein Fest, das mir noch nie besonders viel Freude bereitete. Nein, es liegt daran, dass ich mich von Microsoft regelrecht verschaukelt fühle. Der Grund ist der kürzlich angekündigte 15 – 20 GB große Patch, der laut MS den kompletten Multiplayer digital hinzufügen wird, da der Speicherplatz auf der ausgelieferten BluRay nicht ausreiche. Leider sind wir zum Start eines neuen Spiels mittlerweile mitunter mehrere Gigabyte große, sogenannte Day One-Patches gewohnt und nehmen sie trotz anfänglichen Protesten murrend hin. „Früher“ standen, meiner Meinung nach volkommen zurecht, viele Gamer bei der einst als unvorstellbar geltenden Tatsache, dass Konsolespiele nachträglich gepatched werden könnten, auf den Barrikaden und konnten nicht of genug erwähnen, dass „ihre“ Konsole kein PC sei – Heute ist es ein akzeptierter Standard. Aber abgesehen von der unverschämten Größe des Patches ist es vielmehr die Begründung von Microsoft und 343 Industries (Die Verantwortlichen für Halo und die MCC), warum man zu diesem Mittel griff und den Multiplayer nicht einfach auf einer weiteren Disc in der Retailversion auslagerte, der eigentliche Grund warum ich die Collection boykottieren wollte. So begründete Frank O´Connor, Franchise Direktor von 343 Industries, im bekannten NeoGaf-Forum auf Nachfrage der User, man habe sich für die Download Variante entschieden, um den Gamer einen Discwechsel beim Wechsel zwischen Solokampagne und Multiplayer zu ersparen. Auf die berechtigte Nachfrage nach einer zusätzlichen Installationsdisc, um den Multiplayer einmalig beim Start zu installieren, antwortete O´Connor wie folgt: …! Er schwieg. Selbstverständlich brauchen wir nicht darüber diskutieren, dass den Köpfen von MS und 343 die Möglichkeit einer Installationsdisc, die das Ablegen der Daten auf der HDD seit gefühlten 100 Jahren ermöglicht, bekannt ist. Gehässig könnte man jetzt behaupten, MS als Publisher des Spiels möchte sich das Geld für eine weitere Disc pro Kopie ersparen und die Kosten bzw. Mühe auf die Käufer des Spiels abwälzen. Aber das ist zumindest meiner Meinung nach nicht der einzige Grund für ihre Wahl.

Jeder erinnert sich noch an das Desaster von Microsoft zur E3 2013, als sie die One als „All-in-One-Entertainment-Konsole“ platzierten und die geneigten Käufer und Fans mit Horrorvisionen ala Gebrauchtspielesperre, permanenten Onlinezwang und Schwerpunkt auf digitalen Medien verschreckten. Das Resultat: Ein gewaltiger Shitstorm und ein zweifellos daraus resultierender Schub für den Mitwerber Sony mit seiner Playstation 4. Schon kurz danach ruderte Microsoft unter gewaltigen Druck zurück, strich die Onlinepflicht, erlaubte auch weiterhin das Spielen von gebrauchter Software und übte sich in Demut ob ihres verlorenen Vertrauens bei ihrer potenziellen Kundschaft. Nichtdestotrotz erreichten auch aufgrund dieses Missmanagements seitens Microsoft die Verkaufszahlen der PS4 ungeahnte Höhen, während sich die One selbst nach der Abkapselung des ungeliebten Kinect 2.0 und einer offziellen Preissenkung nach wie vor weit unter den Erwartungen verkauft. Ohne Zweifel war der diesjährige Auftritt auf der E3 2014 durch die propagierte Nähe zum Spieler und ein überzeugendes Lineup zukünftiger Titel der richtige Schritt zu einer endgültigen Versöhnung mit den Kunden. Und nun die Sache mit dem Patch…

Ich verstehe, wenn viele von euch jetzt sagen: „Ja, und? Ist doch irgendwie normal geworden!“ Ist es in meinen Augen aber nicht. Denn neben den Vorwürfen, MS wolle auf Kosten der Kunden Geld sparen und verzichtet daher auf eine Installationsdisc, beschleicht mich ein weiteres Gefühl, was mit dem riesigen Patch bewirkt werden soll. In meinen Augen hat Microsoft trotz öffentlicher Abkehr nie die Vision ihrer digitalen Konsole aus den Augen verloren und arbeitet im Hinterzimmer weiter an der Umsetzung ihrer viel gescholtenen Vision. Und welches Spiel würde sich dafür besser anbieten als eines der größten Franchise der aktuellen Videogamewelt? Kurzum: In meinen Augen tastet sich MS mit dem riesigen GB Patch an die Toleranzgrenze der Käufer heran und möchte wissen, inwieweit die aktuellen Käufer eines Produktes bereit sind, ihr Spiel in digitaler Form zu erwerben. Denn für einen Hersteller ist der digitale Vertrieb eine lohnende Sache. Neben vielen Vorteilen, die sich für Publisher durch die digitale Bereitstellung ergeben (Auf die ich in einem separaten Artikel aufgrund der Tragweite demnächst gesondert eingehen werde), ist die Bereitstellung einer rein digitalen Variante auch deutlich günstiger. Und wir alle wissen: Wird erst ein 20 GB großer Patch von der Masse akzeptiert, ist es zum nächsten, deutlich größeren Patch nicht mehr weit.

Möchte uns Microsoft also wirklich testen? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Ich möchte niemanden den Spaß an der ohne Zweifel tollen Collection vermiesen, aber selbst wenn hinter dieser Aktion nicht die von mir vermuteten, bösen Absichten seitens MS stecken – Ich möchte mein Spiel komplett auf der Disc und kann als Käufer eines Produktes auch erwarten, es komplett in der Hülle vorzufinden. Die Anleitungen zum Spiel wurden uns schon genommen, als nächstes befindet sich vielleicht nur noch ein Code zum Download in der Hülle, um die verbliebenen Retailkäufer bei der Stange zu halten.

Fakt ist: Ich möchte so ein Gebahren seitens MS nicht unterstützen und bin tief enttäuscht von der Firma, die in diesem Jahr eigentlich so gut wie alles richtig gemacht hat. Meine über 2 Jahrzehnte andauernde Liebesbeziehung zu Videospielen, die glückliche Fügung, dass mir die Zustellerin gestern meine storniert geglaubte Kopie von MCC überreichte und vor allem die Tatsache, dass die geschätzten Kollegen der Gamepro-Liga eine derart gute Überzeugungsarbeit leisteten, sodass sie eigentlich nahezu allesamt eine Anstellung in der Redmonder Marketingabteilung erhalten müssten, haben mich noch einmal dazu bewogen, meine Gefühle über meinen Verstand siegen zu lassen – Ich werde die MCC spielen. Ein negativer Beigeschmack, hier als Versuchsobjekt missbraucht zu werden, bleibt aber bestehen. Es liegt nun an Microsoft, meiner Behauptung Lügen zu strafen.

Warten wir es ab, was uns die Zukunft bringt – Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß mit der Collection und eine fröhliche Narrenzeit.

Marcels Meinung:

Mit meinen inzwischen über 30 Lenzen habe ich so manche technische Entwicklung mitgemacht. Ich saß früher am PC meines Vaters und zockte Zak McKraken, später dann fummelte ich mich in den eigenen C64 ein, gefolgt vom Amiga 600. Mit jeder technischen Generation wuchs auch der Speicher. So wechselte ich beim Commodore brav die 5,25“ Disketten meiner Spiele mit knapp 80KB aus, später freute ich mich ein Schnitzel auf Indiana Jones und seine Suche nach Atlantis auf dem Amiga, das dauernde Wechseln zwischen den zwölf 3,5“ Disketten, da jede nur 2,88MB Speicher hatte, war mir egal – Das Spiel war es wert. Vom Geld meiner Konfirmation bekam ich endlich meinen ersten eigenen Personal Computer, 166 MhZ mit Intel MMX Technologie, ein Hammer Teil. Dieses High-End Stück von Hardware war auch bitter nötig, denn Star Wars meldete sich mit Rebel Assault eindrucksvoll zurück und brauchte nicht nur einen starken PC, sondern auch ein neues CD-Laufwerk. Ich war begeistert! Kannte ich bisher nur CDs mit Musik drauf, so konnten diese Scheiben nun auch Daten und Spiele beherbergen. Sagenhafte 650MB auf einer Scheibe, wie sollte man diese Dimensionen nur jemals voll bekommen? Natürlich niemals, endlich war dieses ständige Diskettengewechsel Vergangenheit.

Bald erschienen Spiele, welche die Grenzen der Technik immer weiter ausloteten. Wing Commander 3 kam schon mit 4 CDs daher, bald folgen die hungrigen Final Fantasy Teile ab Teil Sieben, von Phantasmagoria möchte ich hier gar nicht erst anfangen. Ich merkte das erste Mal, in was für einem Kreislauf ich mich hier tatsächlich befand. Nach der Diskette folgte die CD, danach die DVD und auf dieser folgte die aktuelle Blu-Ray. Nun ist man nicht mehr so naiv zu glauben, dass dies das letzte Format bleiben wird, immer schnellere SSD Speichermedien, wie der USB Stick machen den physischen Datenträger schon lange Konkurrenz und werden diesen auch bald übertreffen.

Warum erzähle ich euch das Ganze eigentlich?

Weil der liebe Kollege Sebastian (aka Hollewood) den technischen Fortschritt ignoriert, erst Recht wenn er aufgrund eines Patches ein ganze Spiel boykottieren möchte. Regte sich damals jemand drüber auf, dass „Day oft he Tentacle“ nicht mehr für den Amiga erschien? Ja, sicher! War man schwer empört, wenn Wing Commander 3 wieder nach einer besseren Hardware schrie? Aber klar! Aber beides hat sich mit der Zeit relativiert. Die Hardware wurde billiger, die Speichermedien größer, das Internet schneller. 56K-Modem, ISDN, das erste DSL – Alles erlebt.

Sehnte man sich damals immer nach der aktuellen Ausgabe seiner PC Games oder der GameStar um die neuesten Demos antesten zu können, fing man bald an, die ersten Demos selber vom Hersteller runter zu laden. Die Mechwarrior 3 Demo mit 500MB war ein stundenlanges Unternehmen und wehe der Download brach…dann hieß es von vorne zu beginnen!

Heute treffe ich privat und beruflich junge Menschen, die über einen Download von 4GB bei Steam kurz die Stirn runzeln, „Das ist doch nichts!“ oder „Das lädt man doch eben schnell!“ kommt da als Antwort. Kurz wusste ich nichts darauf zu sagen, bin ich doch selber mit anderen Geschwindigkeiten und Größenordnungen aufgewachsen, aber die Kinder hatten leider Recht.

Nun mag man der mindestens 15 GB große Day-One-Patch der Master-Chief Collection, durchaus verständlich, als Frechheit ansehen, eine unüberwindbare Hürde ist dies aber im Jahre 2014 nicht mehr. Downloads im Stand-By Betrieb der Konsole oder im Hintergrund sind machbar. Es handelt sich ja, in diesem Fall, um den reinen Multiplayer der Collection, man kann also auch eine sehr gute Zeit ohne diesen auskommen. Der Patch ist mit einer DSL 16.000 Verbindung in knapp 3 Stunden geladen, bei langsamen DSL 6000 dauert es halt 7 ½ Stunden, was nicht schön, aber machbar ist. Wenn man denn will. Man ist auch nicht allein auf der Welt, jeder hat bestimmt Freunde und Bekannte, welche ein schnelleres Internet haben, als man selber. Man lieh und kopierte sich doch auch früher Spiele auf Disketten oder CDs von Freunden aus, warum ist es dann anscheinend heute ein Ding der Unmöglichkeit, sich das Internet kurz von einem Bekannt „auszuleihen“? Ist es Bequemlichkeit?

Ein Punkt, der von Sebastian angesprochen wurde, ist die Frage, warum Microsoft nicht einfach eine weitere Disc beigelegt hat, um den Käufern des Spiel den Download zu sparen? Bei Halo 4 auf der Xbox 360 war es doch auch möglich. Eine Antwort bleibt uns MS und 343 Industies leider schuldig. Hohe Kosten? Kann die One überhaupt installierte Daten von mehreren Trägern erkennen? Man weiß es halt nicht.

Sind seit dieser Generation sowie die Datengrößen ins unermessliche bzw. unverständliche gestiegen (Als Beispiel: Call of Duty Ghosts mit 40 GB Installationsgröße und mehreren GB an Patches), bleibt halt nur die Frage, die man sich selber schon vor 20 Jahren stellen musste, wenn der PC mal wieder bei Wing Commander ins Stottern geriet:

Gaming ist mein Hobby. Liebe ich dieses Hobby so sehr, dass ich mir eine neue Grafikkarte, PC, Konsole, sofern verfügbar, schnelleres Internet zulege? Das muss jeder für sich selber entscheiden.

Länger als eine Installation von King Quest 6, auf der neu gekauften Amiga HDD, dauert dieser Patch in heutigen Zeiten aber auch nicht und selbst wenn, wären es die kompletten Abenteuer vom Master Chief auf einer Konsole es mir wert!!!

Wir sind sowieso alle online…immer!

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