“Far Cry 3″ ist für mich ein toller Shooter, mit sehr guter Spielbarkeit, einer schönen Spielwelt und viel Umfang. Nun hat Ubisoft den Nachfolger “Far Cry 4″ veröffentlicht und versucht, auf den Vorgänger eine Schüppe drauf zulegen. Ob dieses Vorhaben gelingt, zeige ich in unserem Review.
Auf nach Kyrat
Aushängeschild für “Far Cry 4″ ist nicht etwa der Hauptcharakter Ajay Ghale, gesprochen A.J. Ghale, sondern der exzentrische Diktator Pagan Min. Das ist der Charakter, der in den Werbespots immer ruft: “Willkommen in Kyrat!”. Der Erfolg von Vaas, dem prägnantesten Gegenspieler in Teil 3, hat wohl dazu geführt, dass Ubisoft erneut einen auffälligen Gegenspieler ins Zentrum der Handlung gestellt hat. Und diesen Bösewicht setzt man werbewirksam in Szene.
Und ich kann bestätigen, dass Ubisoft die Darstellung von Pagan Min gut gelungen ist. Neben den persönlichen Aufeinander-treffen, stechen vor allem die Funksprüche heraus, die man im Verlauf der Story von Pagan erhält. Auf kranke Art und Weise rechtfertigt er seine Handlungen und vermittelt das Gefühl, dass er seine Taten für richtig hält. Das ich diesen Eindruck vermittelt bekommen habe, spricht eindeutig für das Charakterdesign von Pagan Min. Für einen eventuellen fünften Teil hat man hier eine sehr hohe Messlatte gesetzt.
Neben Pagan, stechen die Charaktere Amita und Sabal positiv hervor. Bei diesen beiden handelt es sich um die führenden Köpfe, des Goldenen Pfads, einer Widerstandsgruppe, die den Diktator stürzen will. Beide vertreten dabei unterschiedliche Meinungen. Sabal will Kyrat wieder auf den altbekannten Weg führen und an Traditionen festhalten, während Amita sich eine moderne Zukunft für ihre Heimat wünscht. Ich hatte zuerst die typische Schwarz-Weiß-Entwicklung erwartet, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Bei jeder Entscheidung, die anfiel, musste ich genau abwägen, wen von den beiden ich unterstützte. Dadurch wurde die Story spannender als bei “Far Cry 3″.
Leider fallen die anderen Charaktere qualitativ ab. Als Beispiel, nenne ich hier DJ Rabi “Ray” Rama, der in den meisten Fällen mit seinem Humor bei mir nicht gezündet hat. Und dies gilt für die meisten Charaktere, die in Far Cry 4 auftauchen. Auch Ajay lässt Charakter missen. Ursprünglich ist er in sein Heimatland Kyrat gereist, um die Asche seiner Mutter zu verstreuen. Durch einige Umstände, erfährt er Dinge, aus seiner Vergangenheit und der, seiner Eltern. Er greift schnell zur Waffe und hinterfragt nicht einmal, warum. Ansonsten macht er, was ihm gesagt wird. Hier sollte man, bei einem Nachfolger, am Charisma und an den Handlungen, des Hauptcharakters arbeiten.
Bumm-Bumm-Peng-Peng
Spielerisch ist eigentlich alles beim Alten geblieben. Die Shootouts funktionieren einwandfrei. Dazu kann man den Wingsuit jetzt sofort freischalten, wenn man genug Kyrat-Dollar investiert. Dadurch kann man schnell, große Distanzen zurücklegen, wenn man eine Stelle findet, die hoch genug, zum Abspringen ist. Aber das ist in der bergigen Welt das kleinste Problem. Die Steuerung ist genauso, wie bei Teil 3, funktioniert also auch tadellos. Bis auf…..
Die Fahrzeugsteuerung. Hat man bei Far Cry 3 noch mit der rechten Schultertaste Gas gegeben und mit der Linken gebremst, ist die Standartsteuerung, bei Far Cry 4 auf den linken Stick zugeschnitten. Linker Stick nach vorne Gas, linker Stick nach hinten Bremse und seitlich zum Lenken. Das Problem ist, dass bremsen und lenken gleichzeitig kaum möglich ist. Hier gilt die Devise, “Glück im Unglück”. Man kann die Steuerung in den Optionen auf die klassische Variante umstellen. Und dazu rate ich unbedingt, auch wenn man dann nicht mehr so gut schießen kann, während der Fahrt. Allerdings muss man das auch nicht sonderlich oft.
Die wichtigste Neuerung, von Far Cry 4 ist der kooperative Modus. Man kann leider keine Story-Missionen zu zweit spielen, aber man kann die Festungen einnehmen, Türme erklettern (ich hasse Türme!!!!) und die Nebenquests, wie Jagdmissionen und Geiselrettungen, absolvieren. Das macht Spaß und klappt absolut problemlos. Es gab beim testen keine Ruckler und keine Verbindungsprobleme. Wenn man beim nächsten Teil auch die Story zu zweit absolvieren könnte, wäre das die perfekte Ergänzung für das Spiel.
Touristenbüro Kyrat
Die Spielwelt Kyrat ist angenehm designet und vermittelt ein lebendiges Gefühl. Ständig passieren kleine Dinge, oder wilde Tiere streifen herum. Da kann man auch mal minutenlang zuschauen, wie 2 Bären kämpfen. Am Ende sammelt man die Reste und baut aus dem Bärenfell eine neue Brieftasche. Das bekannte Crfting-System aus Teil 3, ist in Far Cry 4 unverändert übernommen worden und motiviert dazu, auf die Jagd zu gehen.
Ich habe für das normale Durchspielen, der Kampagne mit allen Türmen und Festungen, sowie wenigen Nebenmissionen knapp 15 Stunden gebraucht. Wer wirklich alles erledigen will, kann locker 25-30 Stunden einplanen. Auch ich werde mich weiter mit dem Titel beschäftigen und die offenen Aufgaben noch erledigen.
Neben der Kampagne, bietet Far Cry 4 noch einen kompetitiven Multiplayer-Modus, der aber nicht der Rede wert ist. Es gibt zwar gute Ansätze, wie einen Map-Editor, allerdings habe ich schon während der Testphase kaum Mitspieler gefunden und meiner Meinung nach, wird es auch in ein paar Wochen kaum noch aktive Spieler geben. In diesem Sektor ist die Konkurrenz einfach zu präsent. Diesen Modus kann man sich für meinen Geschmack bei “Far Cry 5″ sparen.
Fazit & Wertung
Etzloets: “Far Cry 4 ist für mich die konsequente Weiterentwicklung und verbessert das gute Konzept noch weiter. Man kann zwar noch an ein paar Stellschrauben drehen, aber man hat mit Kyrat eine lebendige Welt geschaffen, mit Pagan Min, einen spannenden Gegenspieler und mit dem Spielgerüst einen Anreiz, um immer motiviert weiterzuspielen. Insgesamt gesehen, halte ich darum Far Cry 4 für einen Ticken stärker als Teil 3. Wenn man die Serie so weiterentwickelt, hat Teil 5 gute Chancen, ein 90er Titel zu werden. Bis dahin werde ich aber erstmal alle Aufgaben in Kyrat beenden und mich in den Koop-Modus stürzen.”
Wertung: 88%