Zwar übernimmt Robert Downey Jr. nicht die Hauptrolle in Sherlock Holmes: Crimes & Punishments, aber trotzdem handelt es sich um eine gelungene Umsetzung der Romanvorlage von Sir Arthur Conan Doyle. Welche Facetten uns überzeugen und woran man noch arbeiten kann, klären wir jetzt für euch.
6 Fälle, Sherlock und Watson
Es gilt, sechs Fälle in der Haut von Sherlock Holmes zu lösen. Leider gibt es keine übergeordnete Story, sondern jeder Fall steht für sich alleine. Auch das Ende der einzelnen Fälle hat keinen Einfluss auf die darauf folgenden Ausgangsgeschichten. Hier hätte man viel mehr rausholen können, wobei es auch angenehm ist, einfach einen Mord aufzuklären, ohne sich mit einer komplexen Hintergrundgeschichte rumzuplagen. Bei der Spieleflut im Moment bietet sich das Spiel perfekt für etwas Knobelei zwischendurch an. Aber auch am Stück lässt sich Sherlock Holmes genießen, so ist es etwas für jedem, der sich an diesem Genre interessiert zeigt.
Spielerisch wird man angenehm an L.A. Noire erinnert. Man steuert Sherlock Holmes direkt aus der dritten Perspektive und besucht so unter anderem Tatorte, die Wache von Scotland Yard und das Apartment des Meisterdetektivs. Die Schauplätze sind schön designt und wirken realistisch. Und wer denkt, dass Alien: Isolation momentan das gruseligste Spiel ist, der sollte mal durch das Fernglas im Apartment schauen, das ist Horror.
Der Anfang erinnert schon gewaltig an die besagten Filme mit Iron Man in der Hauptrolle und der exzentrische Charakter von Sherlock Holmes kommt auch im weiteren Verlauf super zum Vorschein. Kein Wunder, dass Watson das ein um andere Mal kurz vor der Verzweiflung steht. Um die Fälle zu lösen, muss man Verdächtige und Zeugen verhören, den Tatort untersuchen und Minispiele lösen. Bei diesen Minispielen geht es unter anderem darum, Türschlösser zu knacken, mit chemischen Lösungen zu hantieren und im Armdrücken zu gewinnen. Eigentlich hämmert man beim Armdrücken nur auf eine Taste, aber immerhin mit Taktik. Bei den Verhören klickt man die möglichen Fragen nacheinander ab, vorsicht ist hier nicht gefragt, man kann das Gespräch nicht in eine falsche Richtung lenken. Ab und an darf man den Gesprächspartner mit einem passenden Beweis überraschen. Hier muss man das richtige Argument aus 5 Möglichkeiten auswählen. Und wenn man es falsch macht, hat man nichts zu befürchten. Das Gespräch setzt ein erneut kurz vor der Auswahl erneut ein und man hat einen neuen Versuch, so lange, bis man den richtigen Punkt wählt. Anspruchsvoll ist das nicht. Hier wäre mehr möglich gewesen!
Innerhalb der Gespräche muss man auch keine Angst haben, wichtige Sachen zu verpassen. Sherlock Holmes fällt alles auf und er erkennt die Muster auch ohne das man etwas dafür tun muss. Trotzdem fängt man an, sich Gedanken zu machen. Die ganze Zeit über versucht man die Zusammenhänge in einen Kontext zu bekommen, um auf die Lösung des Falls zu kommen. Hier kann man nämlich falsch liegen und am Ende die falsche Person verdächtigen. Macht aber nichts, es geht einfach mit dem nächsten Fall weiter. Vorteil, man muss nicht noch mal mit dem Fall anfangen. Nachteil, es ärgert einen ungemein, wenn man falsch gelegen hat. Und man kann den Fall ja manuell neu starten, oder auch nicht.
Synapsenverschmelzung
Um die einzelnen Faktoren zu einem ganzen zusammenzusetzen, muss man zuerst Infos, die man gesammelt hat, miteinander in Verbindung setzen. Nachdem man das getan hat, blickt man in das Gehirn von Sherlock Holmes. Das virtuelle zumindest. Hier muss man die gewonnenen Informationen verknüpfen. Hat der Gärtner (ja, der ist immer dabei in solchen Geschichten) Fußabdrücke hinterlassen, oder nicht? Ist der Junge stark genug, um den Mord zu begehen, oder ist er ein Weichei? Am Ende sollte man die Dinge richtig verknüpfen, um den Fall zu lösen. Naja, oder auch nicht. Das habe ich ja schon erklärt.
Auch die Charaktere, mit denen man sich unterhält, kann man genauer beobachten. Man blickt auf die Charaktere und muss ein Fadenkreuz über markante Stellen fahren. Überraschung: Sherlock kombiniert die Sachen die Sachen selbstständig. Ich erkenne ein Muster. Leider wirken die Gesichtsanimationen etwas steif, L.A. Noire hat die Spieler in diesem Punkt verwöhnt. Da kann man beim nächsten Teil gerne noch etwas Arbeit investieren.
Der Text klingt negativer, als das Spiel ist. Wer sich für Ermittler-Spiele begeistert, wird auch mit Sherlock Holmes eine Menge Spaß haben. Man rätselt mit, erfreut sich an dem flüssigem Gameplay und erfreut sich an der tollen Umsetzung der Vorlage. Man sollte Crimes & Punishments unbedingt eine Chance geben, auch wenn man wartet, bis man es günstiger erwerben kann. Aber auch der für den Vollpreis ist es eine lohnenswerte Anschaffung.
Fazit & Wertung
Etzloets: Ich bin ein riesiger Fan von L.A. Noire. Auch mit Sherlock Holmes: Crimes & Punishments habe ich sehr spaßige Stunden verbracht. Mit Verdächtigen reden, Infos kombinieren und auf die richtige Lösung kommen macht eine Menge Spaß. Aber es gibt ein paar Dinge, an denen man arbeiten sollte. Die Gesichter sollten die Emotionen besser transportieren und die Entwickler sollten dem Spieler etwas mehr zutrauen und sie nicht die ganze Zeit an die Hand nehmen. Hoffentlich wird Crimes & Punishments zum Erfolg und wir sehen weitere Teile der Reihe. Ich würde gerne sehen, wie sich die Reihe weiterentwickelt.
Wertung: 79%
Vielen Dank an Focus Home Interactive/Koch Media, die uns ein Testmuster zur Verfügung gestellt haben. Getestet wurde anhand der Playstation 4-Version des Spiels.