In der Schule habe ich den Kunst-Unterricht gehasst. Ich kann nicht gut zeichnen und viel Spaß habe ich dabei auch nicht gehabt. Deshalb habe ich mich wahrscheinlich dem Schreiben zugewandt. Nintendo hat jetzt einen Fun-Shooter veröffentlicht, der mich von meinem Hass für Tinte und Farben abbringen soll – Splatoon. Wie sich das Wii U-exklusive Spiel dabei geschlagen hat, erkläre ich euch in unserem Review.
Farb-Parade
Splatoon startet mit einen kleinen Tutorial, in dem man die grundlegende Steuerung erlernt. Und das sollte man wahrnehmen, denn der Titel unterscheidet sich steuerungstechnisch von anderen Genre-Vertretern. Mit dem linken Stick kann man laufen und mit dem rechten Stick dreht man sich nach rechts und links. So weit, so bekannt. Aber um zu zielen und in alle Richtungen zu blicken, benutzt man den Gyro-Sensor , der im Gamepad verbaut ist. Also muss man das Gamepad viel bewegen beim spielen. Anfangs ist das sehr ungewohnt und auch ungenau, aber nach kurzer Zeit spielt sich Splatoon sehr flüssig.
Das Herzstück des Titels ist der Multiplayer-Modus. Der Haupt-Modus ist der Revierkampf. Hierbei geht es, anders als bei anderen Shootern, nicht darum, die meisten Gegner auszuschalten, sondern möglichst viel Flächen der Karte einfärben. Gibt es überhaupt Feuergefechte? Diese Frage kann jetzt aufkommen. Aber ich kann euch beruhigen, die gibt es. Auch wenn man bei Splatoon keine Punkte für das Ausschalten von Gegnern bekommt, so gibt es dadurch doch Vorteile. Durch die Respawn-Zeit kann man seinem Team einen deutlichen Vorteil verschaffen, weil man natürlich, für kurze Zeit, einen Gegner weniger hat, der seine Farbe verstreuen kann.
Die Runden sind sehr kurzweilig. Eine Partie dauert 3 Minuten und vor allem die letzten 30 Sekunden entwickeln sich oftmals zur Nerven-Schlacht, da beide Teams noch einmal versuchen, möglichst viel Fläche einzufärben und natürlich auch dem Gegner zu klauen. Dadurch gibt es ein richtiges Glücksgefühl, wenn man in den letzten Sekunden noch Fläche des konkurrierenden Teams klaut und die eigene Mannschaft dann mit 0.1% Unterschied gewinnt. Natürlich gibt es auch Runden, die man haushoch gewinnt, beziehungsweise verliert. Das kann frustrierend sein, vor allem, wenn man Leute im Team hat, die nicht mitspielen.
Team-Shooter ohne Team?
Das führt mich zu einem Problem, welches ich mit Splatoon habe. Ich kann mit Freunden spielen, ja. Aber ich kann nicht mit ihnen kommunizieren. Um das tun zu können, müsste ich auf einen separaten Chat, wie Skype, ausweichen. Das ist so schade, da Splatoon gutes Teamplay belohnen würde. Wenn man sich im Team absprechen könnte, würde das den Spielspaß noch einmal steigern. Ich weiß, dass es Leute gibt, die diese Design-Entscheidung von Nintendo befürworten, aber im Jahr 2015 kann ich das einfach nicht. In diesem Bereich muss Nintendo sich der Zeit anpassen. Wobei Team-Chat schon vor 10 Jahren Standart war.
An einer anderen Stelle zieht Nintendo die Schrauben im Nachhinein immerhin fest. Man bringt regelmäßig neue Updates für den Titel. Das muss man auch, denn mit nur 5 Maps und 2 Modi ist der Umfang zum Start von Splatoon sehr überschaubar. Man hat schon Maps und neue Waffen nachgereicht. Ich hoffe der Support bleibt so und wird nicht in nächster Zeit eingestellt. So ist Splatoon zwar im Moment kein besonders umfangreiches Spiel, aber in einigen Monaten hat sich der Titel in der Richtung hoffentlich entwickelt. Ich werde das auf jeden Fall im Auge behalten.
Den 2ten Modus, den es bei Splatoon (bis jetzt) gibt, ist der Rangkampf. Dabei handelt es sich um eine Variante von Herrschaft, wie man es aus anderen Shootern kennt. Es kommt also nicht darauf an, die ganze Karte zu färben, sondern nur einen bestimmten Bereich. Klingt nicht besonders innovativ, ist es auch nicht. Dafür sammelt sich die ganze Action an diesem Punkt und in der ganzen Runde ist etwas los. Außerdem bekommt man Punkte bei einem Sieg, bzw. bekommt bei einer Niederlage welche abgezogen, wodurch man im Rang aufsteigen kann. Aber auch in dem Bereich Modi muss Nintendo noch nachliefern. Warum gibt es keinen simplen Tem-DeathmatchModus? Die Umsetzung wäre ein leichtes und das Spielprinzip würde trotzdem funktionieren, da dass Team, welches seine Farbe am geschicktesten verteilt, auch den Vorteil hätte.
Die Tinte ist nämlich nicht nur zum Gewinnen der Runden wichtig. Als Tintenfisch kann man sich schnell durch die eigene Farbe bewegen und auch Wände erklimmen. In andersfarbiger Tinte hingegen ist man langsam und nimmt kontinuierlich Schaden. Das bringt noch eine taktische Komponente in die Schlachten von Splatoon ein, da man immer daran denken solle, sich einen Vorteil in der Bewegung zu verschaffen und den Gegnern natürlich Nachteile. Das Prinzip bietet auf jeden Fall noch einige Möglichkeiten, um neue Spiel-Modi einzubinden. Hoffentlich passiert das bald.
Farb-Spaß für Solisten
Neben dem Multiplayer-Modus bietet Splatoon auch eine Art Kampagne. Hier spielt man 27 Level, in denen man vom Start zum Ziel kommen muss. Dazwischen gibt es 5 Boss-Kämpfe, die Nintendo-typisch lustig gestaltet sind, auch wenn man keine Klassiker erwarten sollte. Für Sammler gibt es noch Pläne zu finden, mit denen man neue Waffen für den Mehrspieler-Modus freischalten kann. Wenn man den Endboss besiegt hat, von dem ich übrigens gerne einen Amiibo hätte, dann bekommt man auch noch Rüstungsteile, die man gegen menschliche Spieler benutzen kann. Also kann man auch alleine etwas Spaß mit Splatoon haben, allerdings lohnt sich die Anschaffung des Titels alleine dafür bestimmt nicht.
Shooter-typisch kann man im Rang aufsteigen, um mehr Ausrüstung (Kopf, Kleidung, Schuhe und Waffen) freizuspielen. Diese kann man dann in Shops kaufen, für In-Game-Währung. Also keine Angst, Mikro-Transaktionen gibt es nicht. Die Ausrüstung gibt einem neben der Optik auch Fähigkeiten. Schneller in der Tinte schwimmen, mehr Tinte im Tank und mehr Waffenschaden gehören unter anderem dazu. Mit höherem Level bekommt man Ausrüstung, die mehrere Fähigkeiten parallel haben. Aber unfair wird das Spiel dadurch nicht, da der Boost nur gering ausfällt und auch Spieler mit niedrigem Level weiterhin eine Chance haben.
Dann gibt es noch 3 Waffen-Gattungen. Der Kleckser ist die beste Wahl für Allrounder. Mit diesem Gewehr kann man Gegner auf mittlerer Entfernung besiegen und auch den Boden mit Farbe bekleckern. Der klecks-Roller ist für alle, die ihr Team damit unterstützen wollen, dass sie den Boden einfärben und auf kurze Distanz kann auch diese Waffe jedem Gegner zum Verhängnis werden. Die dritte Waffe im Bunde ist der Klecks-Konzentrator, das Scharfschützengewehr von Splatoon. Diese Waffe ist am schwierigsten zu Händeln, dafür aber auch auf größere Distanz tödlich. In jedem Bereich gibt es unterschiedliche Variationen von Waffen.
Eigene Klassen kann man sich nicht erstellen. Die Granaten (u.a. Suchgranate) und die Spezialfähigkeiten, wie ein Schild, sind an die jeweilige Waffe gebunden, die man sich aussucht. Zusammen mit der Ausrüstung hat man allerdings gute Möglichkeiten, seine Fähigkeiten an den persönlichen Spielstil anzupassen. Diese Chance solltet ihr unbedingt nutzen, weil euch das wirklich Vorteile bringt. Ansonsten ist Splatoon der erste Schritt, um eine Art Mario Kart im Shooter-Bereich zu werden. Und diese Abwechslung bringt Farbe ins Genre, auch wenn noch nicht alles zu 100% passt. Aber ich bin auf die Entwicklung des Titels und auch der Reihe gespannt.
Fazit & Wertung
Benni: „Ich bin ein leidenschaftlicher Shooter-Spieler. Mit Freunden im Multiplayer kann ich ganze Nächte verbringen. Deshalb war ich auch so gespannt auf Nintendos ersten Fun-Shooter. Und Splatoon ist kein schlechter Titel. Aber ein überragender Titel ist es auch nicht, dazu fehlen noch einige Sachen. Nach 2 Stunden Spielen habe ich genug von dem Titel, da die geringe ModiAuswahl und die wenigen Maps sich dann deutlich bemerkbar machen. Dazu kommt, dass man nicht immer alle Maps spielen kann. Nintendo lässt einen nämlich immer nur 2 Maps pro Modus spielen. Diese Maps wechseln dann alle 4 Stunden. Bei jedem Spielstart darf man sich dadurch eine News-Sendung ansehen, in welcher die aktuellen Maps vorgestellt werden. Das finde ich sehr nervig. Und diese Eingrenzung der Maps ist eine sinnlose Design-Entscheidung, in meinen Augen. Und trotzdem spiele ich Splatoon immer wieder. Es ist immer wieder für ein paar Runden zwischendurch gut. Und wenn mich ein Spiel dazu bringt, mir immer wieder die gleiche Newssendung, mit den gleichen Sprüchen anzuhören, dann muss der Titel irgendetwas richtig machen.“
Update: Seitdem wir den Test zu Splatoon verfasst haben, hat sich einiges getan. Es wurden viele neue Inhalte nachgereicht und dadurch hat sich einiges an dem Langzeitspielspaß des Titels getan. Deshalb werden wir Splatoon aufwerten und unsere ursprüngliche Wertung von 74% auf 79% erhöhen. Wir werden Splatoon natürlich auch weiter im Auge behalten.