Mike hat sich mit Outer Wilds ins Weltall begeben und erzählt euch in dieser Episode, warum Outer Wilds trotz bunter Knuddel-Grafik alles andere als leichte Kost ist. Viel mehr verbirgt sich dahinter ein komplexes High-SciFi Abenteuer. Also kommt mit zu den Sternen, durch Raum und Zeit.
Text von: Mike | Gesprochen von: Mike
Splitscreen-Test ist ein Gaming-Review-Podcast, in dem wir euch Spiel vorstellen und sagen, für wen das Spiel geeignet ist. In wenigen Minuten, versuchen wir euch ein möglichst gutes Bild zu vermitteln. Einmal im Monat diskutieren dann Benni und Mike für euch noch einmal alle Spiele des Monats.

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Transcript
Was zum Teufel ist Das denn?! Vor mir sitzt ein blaues vieräugiges Alien am Lagerfeuer und röstet sich einen Marshmellow! Was für ein Einstieg in das Spiel! Ein kurzer Blick an mir herab zeigt mir ich gehöre ganz offensichtlich zur selben Gattung. Mein neuer Freund klärt mich gleich mal auf, dass mein Jungfernflug als Astronaut ansteht, mein Shuttle eine Todesfalle ist und ich mir zum Aufbrechen noch die Startcodes aus dem Dorf besorgen muss. Ich ziehe los und bemerke schnell, dass nicht nur mein neuer Freund recht skurril und witzig ist, sondern die gesamte Welt. Auf dem Weg ins Dorf lerne ich unterschiedliche Personen kennen die mir alle einen guten Flug wünschen. Ich fühle mich direkt zuhause und habe eigentlich recht wenig Lust schon aufzubrechen. Andererseits wartet da draußen noch ein ganzes Sonnensystem darauf von mir entdeckt zu werden. Ich begebe mich also zu meiner Todesfalle und verstehe auch gleich warum sie eine sein soll. Mein Shuttle ist aus Holz gebaut und erinnert mehr an ein Spielzeug als an Raumschiff. Aber was solls´, auf ins Abenteuer! Nach dem ich stielecht als erstes den Mond erkundet habe fliege ich zu dem Planeten mit dem sprechenden Namen „Bröckliger Krater“. Und der Name ist Programm! Denn die Oberfläche des Planeten besteht nur aus schwarzer verbrannter Erde und der Planet ist hohl … Moment was?! Ja richtig hohl! Und im Kern befindet sich ein schwarzes Loch. Das wird ja immer besser! Lieber vorsichtig voran tasten. Unter der Oberfläche entdecke ich die Ruinen eine vergessenen Stadt, die aus der Planetenkruste herab zu wachsen scheint. Von der freudigen und unbeschwerten Stimmung ist nichts mehr übrig. Sie weicht nun einer beklommenen Melancholie. Die Stadt gehört einst dem Volk der Nomai, einer uralten raumfahrenden Spezies, deren Spuren im ganzen System zu finden sind. Und während mich leichte Klaviertöne begleiten erkunde ich die düsteren Ruinen und lese mich anhand von Aufzeichnungen durch die oft persönlichen Geschichten der Aliens. Bedrückend, da ich gleich daneben oft die Skelette von ihnen finde. Generell kommen mir immer mehr Fragen. Die Nomai scheinen sehr plötzlich gestorben zu sein. Was ist hier nur geschehen? Plötzlich geht ein Ruck durch das Gebäude in dem ich stehe. Ich sprinte heraus und sehe wie der ganze Bezirk in Richtung Schwarzes Loch stürzt. Ich denke nicht sondern springe einfach. Mein Jetpack katapultiert mich voraus Richtung Felswand. Ich krache ein, die Statusanzeige leuchtet grellrot auf, aber ich lebe. Über mir klafft in der Oberfläche ein gigantisches Loch. Scheinbar bricht der gesamte Planet in sich zusammen. Mir reicht es, ich will nur noch weg. Ich sprinte zurück an die Planetenoberfläche. Kaum oben angekommen sehe ich nur noch wie die Sonne explodiert und in einer Nova mich und das ganze System vernichtet. … Ich öffne die Augen und sitze wieder am Lagerfeuer und sehe vor mir ein blaues Alien einen Marshmellow rösten.
Unglaublich. Was für ein Ritt! Auf den ersten Blick ist Outer Wilds seine Komplexität nicht anzusehen. Die wirklich sehr kleinen Planeten und der bunte Grafikstiel lassen kaum vermuten, was sich erst mit der Zeit herausstellt. Outer Wilds ist ein anspruchsvolles SciFi Abenteuer, dass sich anschickt erzählerisch mit Filmen wie Interstellar gleichzuziehen. Ist der Tod unausweichlich? Was ist den fremden Nomai vor so langer Zeit wiederfahren? Was suchten Sie in unserem Sonnensystem und warum sind wir unsterblich? All diese Fragen gilt es in 22 Minuten zu erfahren. Denn das ist die Zeitspanne die ihr habt, bevor die Sonne stirbt und man wieder am Lagerfeuer erwacht. Dabei seid ihr ein Forscher und kein Krieger. Waffen sucht man in dem Spiel ebenso vergebens wie echte Gegner. Trotzdem ist der Tod euer ständiger Begleiter. Immer wieder führt ein zu schneller Anflug, ein falscher Tritt, Sauerstoffmangel, oder schlicht Unwissenheit zum Ableben. Und jedes mal erwacht Ihr kurz darauf wieder am Lagerfeuer auf eurem Heimatplaneten. Aber um eine ganze Menge Erfahrung reicher. Jede wichtige Erkenntnis wird dabei für euch im Schifflog eures Shuttles festgehalten und ist jederzeit einsehbar. So kommt Ihr Schritt für Schritt den Geheimnissen vor euch auf die Schliche.
Einen geraden Storyfaden gibt es in Outer Wilds dabei nicht. Das Sonnensystem ist von beginn an komplett frei erkundbar. So frei, dass Ihr rein theoretisch bereits aus reinem Zufall das Spiel in unter einer Stunde beenden könntet. Was aber ohne den eigentlich notwendigen Kontext überaus unwahrscheinlich ist. Diesen erhaltet ihr durch Texte, die ihr überall finden könnt und die mit der Zeit ein immer klareres Bild der Lage zeichnen und euch hinweise auf Rätsel geben. Technisch ist das ganze wirklich sauber umgesetzt. Die Grafik ist hübsch, wenn auch nicht herausragend komplex. Dafür ist das Sounddesign einfach nur fantastisch. Ein akustisch so perfekt abgemischtes Spiel habe ich schon lange nicht mehr erleben dürfen. Da können sich eine ganze Menge Tripple A Studios was von abschauen.
Schattenseiten gibt es nur wenige. Technische Probleme hatte ich in den knapp 20 Stunden Spielzeit nie. Allerdings sind einige Rätsel ein wenig zu kryptisch, was dann zu frustrierendem Trial and Error verkommen kann. Generell muss das Gameplay einem liegen, da man sich wirklich alles zusammensuchen und -reimen muss. An die Hand genommen wird man so gut wie nie. Das muss man Mögen. Genauso die sehr realistische Physik im Spiel und dem Zeitreise Aspekt, der euch nach jedem Ableben oder spätestens alle 22 Minuten wieder zurücksetzt. Zeit ist generell eine wichtige Konstante im Spiel, da es auch öfter wichtig ist zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Fazit:
Mich hat Outer Wilds einfach nur umgehauen. Die komplexe SciFi Geschichte, der Grafikstiel, die skurrilen Figuren und das Gameplay, welches den Forscher und Abenteurer in mir triggert, haben mich bis zum Ende hin begeistert. Es gab zwar auch einige negative Punkte, wenn man zum Beispiel auf ein bestimmtes Ereignis mehrere Minuten Warten muss, oder man auf die Lösung eines Rätsels gefühlt per Glück stößt. Auch bietet das Spiel keinerlei Action. Die Raumfahrt ist eher träge und das Bewegen auf den Planeten besteht fast ausschließlich aus Laufen, Lesen und Schalter betätigen. Ich habe den Umstand eher begrüßt, aber den ein oder anderen mag sowas abschrecken. Insgesamt ist Outer Wilds aber ein wundervoller kleiner Titel, den ich jedem Scince Fiction Liebhaber und heimlichen Abenteurer wärmstens ans Herz legen möchte.
Für wen ist das Spiel?
Für diejenigen, die gerne Rätsel lösen und kein Problem mit einem eher ruhigen Gameplay haben.
Für wen ist das Spiel nichts?
Für diejenigen die weder mit Scince Fiction, noch mit Rätseln etwas anfangen können.