Es ist Montag und ich bin gerade aufgewacht. Zeit für meinen ersten Rundblick im Internet. Sofort sticht mir eine Meldung in die Augen. Satoru Iwata, Präsident von Nintendo, ist verstorben. Als Ursache wird Gallenkrebs angegeben. Diese Nachricht hat mich schockiert, denn es kam völlig unerwartet. Er hatte die letzten zwei E3-Auftritte von Nintendo verpasst. Letztes Jahr wurden gesundheitliche Probleme als Grund angegeben und dieses Jahr sollte er sich in Japan um die anderen Geschäftsfelder von Nintendo kümmern. Aufgrund dessen hatte ich schon ein komisches Gefühl, aber dass es schon so schlimm ist, damit hatte ich nicht gerechnet. Einige von euch werden sich jetzt sicher die Frage stellen, weshalb mich der Tod einer Person, die ich nie persönlich kennengelernt habe, so schockiert. Die Antwort darauf ist aber relativ einfach. Satoru Iwata hat immer Nähe zu den Kunden gesucht und er wirkte immer symphatisch und authentisch.
Das Format Nintendo Direct ist ein passendes Beispiel. Der Ausspruch „directly to you“, mit der dazugehörenden Geste, hat schnell Kultstatus erlangt. Das ganze Format war einfach darauf zugeschnitten, den Fans zu zeigen, was sie erwarten wird und das auf eine besondere Art und Weise. Ich fand es auch sehr symphatisch, dass er immer auf das Feedback der Fans reagiert hat. Nach dem mäßigen E3-Auftritt, den Nintendo dieses Jahr hingelegt hat, gab es viele Unmutsäußerungen. Und was macht Iwata? Er entschuldigte sich dafür, dass der Auftritt die Zuschauer enttäuscht hat. Andere hätten das Feedback schweigend hingenommen oder versucht, den Auftritt schönzureden. Iwata dagegen zeigte Einsicht und das habe ich ihm auch abgekauft, denn ich habe Iwata immer mehr als Gamedesigner wahrgenommen, als als Präsident.
Es gibt viele Geschichten über Iwata, aber ich möchte trotzdem einige hier erzählen. Als Earthbound enwickelt wurde, war Iwata Präsident von HAL Laboratory. Er merkte, dass die Entwicklung des Titels nicht richtig voranschreitet, also lies er die Entwicklung neu starten und involvierte sich auch selbst in das Projekt. Er schrieb den Quellcode für das Map-Scrolling, welches vorher enorme Probleme verursachte. Damit half er maßgeblich dabei, Earthbound zu dem Spiel zu machen, welches noch heute von vielen Fans gefeiert wird. Als das Team um Gamefreak Pokemon Gold und Silber entwickelte, hatten sie zuerst „nur“ die Johto-Region implementiert. Für Iwata war das zu wenig, die Spieler sollten mehr bekommen. Also setzte er sich hin und benutzte eine sehr komplexe Form der Komprimierung, um die Kanto-Region aus Pokemon Rot und Blau auf das Modul zu bekommen. Dank Iwata konnten wir damals zwei Regionen in Pokemon Gold und Silber besuchen. Kommen wir zu einer Geschichte, die nichts mit der eigentlichen Entwicklung von Spielen zu tun hat. Iwata hat sich immer für seine Angestellten eingesetzt. bei Investorenkonferenzen wurde er mehr als einmal darauf angesprochen, warum Nintendo keine Angestellten entlassen würde, um die Geschäftszahlen zu verbessern. Er antwortete immer, dass das vielleicht kurzfristig Erfolg bringen würde, aber die Angestellten würden soviel Leistung und Kreativitt für Nintendo bringen, dass es auf lange Sicht das Beste wäre, an ihnen festzuhalten. Nach dem schwachen Start des Nintendo 3DS hat er lieber für sechs Monate auf die Hälfte seines Gehalts verzichtet, als jemanden zu entlassen.
Das sind nur einige Geschichten, es gibt noch viele mehr. Aber ihr merkt sicher, was für eine Person Satoru Iwata war. Die Gaming-Welt trauert, denn sie hat einen ganz Großen verloren. Wer auch immer die Nachfolge als Präsident von Nintendo antreten wird, er hat große Fußabdrücke zu füllen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Grundwerte von Iwata weiterhin von der neuen Führungsriege eingehalten werden, was ja neue Wege in Zukunft nicht ausschließt.
Ich möchte diesen Nachruf gerne mit dem vielleicht bekanntesten Zitat von Satoru Iwata abschließen.
„Auf meiner Visitenkarte bin ich ein Firmenpräsident. In meinem Kopf bin ich ein Spieleentwickler. Aber in meinem Herzen bin ich ein Gamer“
Ruhe in Frieden, Iwata-San
Sehr schöne Gedanken….
Mich hat das ganze auch sehr getroffen. Da sieht man mal wie viel er den Fans bedeutet hat und umgekehrt.
Er hatte seine Ideale, von denen er 150% überzeugt war. Nicht alles war perfekt, dennoch hat er versucht es jedem Recht zu machen.
Respekt – Großer Mann!